Wer gerne mit schönen Silikonformen arbeitet – sei es für kleine Geschenke, aufwendige Designseifen oder saisonale Projekte – kennt das Problem: Die Seife ist fertig, du freust dich aufs Ausformen … und dann passiert’s. Die Stücke reißen ein, bleiben kleben oder zerdrücken sich regelrecht. Besonders bei neuen, sehr straffen Formen kann das schnell passieren – so wie bei meinem Ostereier-Projekt, das mich zum Umdenken gebracht hat.
In diesem Beitrag zeige ich dir, worauf es bei der Herstellung fester, gut ausformbarer Seifen ankommt – und du bekommst ein erprobtes Rezept, das sich ideal für filigrane Silikonformen eignet.
Table of Contents
Eine Form, acht Eier – und ein Seifenfail

In der Welt des Seifensiedens gibt es immer wieder Herausforderungen, die uns anspornen, neue Lösungen zu finden. Eine solche Herausforderung stellte sich mir kürzlich mit einer neuen und noch sehr straffen Silikonform für 8 Ostereier-Seifen. Die Vorfreude war groß, doch beim Ausformen habe ich die Seifeneier leider zerdrückt – die Seife war schlicht zu weich. Dieses Erlebnis führte mir erneut vor Augen, wie entscheidend das Seifenrezept für die Härte und Stabilität der Seife ist, insbesondere bei der Verwendung spezieller Silikonformen.
Wege zu fester, gut ausformbarer Seife
Beim Seifensieden gibt es viele Wege zum Ziel – und ebenso viele Gründe, warum Seifen mal zu weich geraten. Besonders bei filigranen Silikonformen oder sehr strukturierten Motiven kann das zu echten Frustmomenten führen. Es gibt verschiedene Stellschrauben, die du gezielt nutzen kannst, um die Festigkeit deiner Seife zu erhöhen:
1. Die richtigen Öle und Fette
Die Grundlage jeder festen Seife ist die Auswahl der Fette. Einige Öle erzeugen von Natur aus härtere Seifen als andere:
Kokosöl – sorgt für guten Schaum und trägt zur Festigkeit bei.
Palmöl und Kakaobutter – erzeugen eine glatte, harte und wasserstabile Seife.
- Mangobutter und Sheabutter – produzieren harte Seifen. Achtung: Mangobutter (und meiner Meinung nach auch Sheabutter) lässt den Seifenleim schnell andicken. Nur wenig zugeben 3 bis 10 % der GFM (Gesamtfettmenge).
Schweineschmalz / Rindertalg (oder andere tierische Fette wie Gänseschmalz oder Straußenfett) – bewährte tierische Fette für die Kaltverseifung, die für harte, langlebige Seifenstücke sorgen.
- Erdnussöl, Macadamianussöl, Olivenöl, Avocadoöl, Reiskeimöl, Haselnussöl und auch Rizinusöl sind pflanzliche Öle, die für Festigkeit in der Seife sorgen.
Wachse
Bienenwachs, Beerenwachs und andere feste Wachse werden zur Konsistenzgebung für festere Seifen eingesetzt. Achtung: Sie haben zumeist einen hohen Schmelzpunkt, daher muss man die Temperatur beim Seifen sieden höher halten und die Seifenmasse dickt schneller an.
"weiche" Öle
Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Ölen sorgen die sehr pflegenden Öle Aprikosenkernöl, Mandelöl, Rapsöl und Sesamöl für mittelharte Seifen; Distelöl, Taubenkernöl, Hanföl, Sojaöl, Sonnenblumenöl und Walnussöl für weiche Seifen.
2. Die Rückfettung anpassen
Eine hohe Rückfettung macht Seife weicher. Im Normalfall wähle ich für meine Dusch- und Handseifen eine Rückfettung von rd. 7 bis 8 %. Für filigrane Seifenformen empfiehlt sich die Wahl einer geringeren Überfettung von etwa 5–6 %. Auch im amerikanischen Raum wird eher mit der geringeren Rückfettung gesiedet – Grund dafür ist jedoch die höhere Schaumqualität der Seife sowie die längere Haltbarkeit (bzw. wird die Seife ranzstabiler).



3. Zusätze für mehr Festigkeit beim Seife herstellen
Salz (Natriumchlorid)
Durch die Zugabe von Salz zur Laugenflüssigkeit entsteht eine sogenannte Soleseife. Löse dazu 2–4 Teelöffel Salz pro 1.000 g Gesamtfettmenge (GFM) in deiner Laugenflüssigkeit auf, bevor du das NaOH einrührst. Dabei entsteht eine rd. 1,5 bis 4-%ige Solelösung, je nach Wahl der Menge an Flüssigkeit zur Herstellung der Lauge. Eine gesättigte Sole erhält man bei rd. 26 % Salzanteil in der Flüssigkeit. Achtung: bei einer gesättigten Sole sollte man unbedingt (Silikon-)Einzelförmchen verwenden, da man die Seifen nach dem Abkühlen nicht mehr schneiden kann ohne, dass sie brüchig wird.
Natriumlaktat
Dieses Salz der Milchsäure wird z.B. zu den geschmolzenen Ölen gegeben – in einer Menge von 1–3 % bezogen auf die GFM. Natriumlaktat beschleunigt das Aushärten, glättet die Oberfläche und verbessert das Entformen. Vor allem bei feinen Details in der Form zahlt sich das aus.
Beide Zusätze wirken großartig – aber bitte mit Bedacht einsetzen. Kombiniert mit anderen „Härte-Tricks“ kann die Seife sonst schnell zu spröde werden und beim Schneiden bröckeln.
4. Reduktion der Laugenflüssigkeit
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Menge der verwendeten Flüssigkeit. Wenn du die Wassermenge in deiner Lauge bewusst reduzierst, kannst du die Seife früher und „problemloser“ ausformen. Ich bin ein großer Fan von der Reduktion der Laugenflüssigkeit und habe dazu einen Fortgeschrittenenkurs konzipiert in dem ich dir alle Vorteile zeige ➡ Hier geht’s zum Kurs
Diese Methode ist besonders effektiv in Kombination mit härtenden Rezepturen – diese Methoden habe ich bei der Herstellung der Seifeneier gewählt. Wenn du lernen möchtest, wie du die Laugenreduktion gezielt reduzierst, ohne dass dir der Leim zu schnell andickt, empfehle ich dir meinen Kurs Swirltechniken. Dort zeige ich genau, wie du mit reduziertem Wasseranteil arbeitest und gleichzeitig genug Zeit für schöne Swirls und Muster behältst.
5. Geduld beim Ausformen
So banal es klingt: Auch das richtige Timing beim Ausformen spielt eine Rolle. Je länger du wartest, desto besser kann sich die Seife setzen. Gerade bei weicheren Rezepten lohnt sich ein zusätzliches Durchatmen vor dem Ausformen.
Wichtig: Bitte nie alle Maßnahmen gleichzeitig anwenden! Wer hartfette-lastige Rezepte nutzt, dazu noch Laugenreduktion, Salz und Natriumlaktat einsetzt, riskiert eine bröckelige, spröde Seife, die sich nicht mehr gut schneiden lässt.
Tipp: Einfrieren zur leichteren Entformung
Ein weiterer Trick, um Seifen leichter aus der Form zu lösen, ist das Einfrieren:
Seifenform für ca. 45 Minuten ins Gefrierfach legen: Dies härtet die Seife zusätzlich aus.
Anschließend etwa 15 Minuten antauen lassen: Durch das entstehende Kondenswasser zwischen Seife und Form gleitet die Seife oft mühelos heraus.
Allerdings zeigte sich bei meinen Ostereier-Seifen, dass selbst dieser Trick bei zu weichen Rezepturen an seine Grenzen stößt. Ich hätte die Seifeneier länger einfrieren können, dann wären sie durch das vollständige Gerieren härter gewesen und ich hätte sie besser ausformen können. Leider musste ich schon öfter feststellen, dass bei komplettem Durchfrieren die Oberfläche durch die Flüssigkeit beim Auftauen nicht mehr so schön ist – aber ich kann das nochmal ausprobieren.
Lernen und Verfeinern: Swirltechniken-Kurs
Für alle, die ihre Seifensiedekünste weiterentwickeln und mehr über die Kontrolle von Seifenleim, Farbgestaltung und spezielle Techniken erfahren möchten, biete ich den Kurs „Swirltechniken„ an. Hier lernst du, den Seifenleim lange flüssig zu halten, um mit Farben und Formen zu experimentieren und beeindruckende Muster zu kreieren. Zudem werden viele Spezialfragen rund um das Seifensieden beantwortet.
Fazit
Die Auswahl der richtigen Öle ist entscheidend für die Härte und Qualität der selbstgemachten Seife, besonders bei der Verwendung filigraner Silikonformen. Mit dem passenden Rezept und Techniken wie dem Einfrieren lassen sich auch anspruchsvolle Seifenprojekte erfolgreich umsetzen.
Video: Ausformen der Ostereier-Seifen
Im Video zeige ich dir wie ich die Ostereier-Seifen (diesmal ohne zerdrücken) aus der Form bekomme
FAQs
Häufig gestellte Fragen
Hast du weitere Fragen?
Schreibe mir doch einfach eine E-Mail (diane@seifenimglueck.com) oder hinterlasse unten stehend einen Kommentar, ich freue mich darüber!
Das kann mehrere Ursachen haben: ein hoher Anteil weicher Öle, zu viel Rückfettung, zu viel Wasser in der Lauge oder viel zu viele „weiche“ Öle im Rezept. In meinem Blogpost findest du viele Stellschrauben im Detail erklärt – inklusive Rezept für harte Seifen!
Besonders gut geeignet sind Kokosöl, Palmöl, Kakaobutter, Mangobutter und tierische Fette wie Schweineschmalz oder Rindertalg. Auch Wachse können helfen, sollten aber vorsichtig dosiert werden.
Natriumlaktat ist ein Salz der Milchsäure, das die Seife schneller aushärten lässt und das Ausformen erleichtert. Es wird zu den geschmolzenen Ölen gegeben (1–3 % der Gesamtfettmenge).